Von der Idee zum fertigen Wollknäuel - Titelbild

Von der Idee bis hin zum fertigen Wollknäuel

Die Produktentwicklung eines Garnes. Die Firma Schachenmayr gab uns einen interessanten Einblick von der Idee bis zum fertigen Wollknäuel des neuen Garnes Peach Cotton.

Meter für Meter läuft ein Garnfaden vom Wollknäuel durch die Finger von uns Strickern und Häklern. Wir kennen die Materialien und meist auch, in welchem Tier oder welcher Pflanze es seinen Ursprung hatte. Doch haben wir uns je Gedanken darüber gemacht, wie die Produktentwicklung abläuft – von der Idee bis hin zum fertigen Wollknäuel?

Die Firma MEZ hat uns einen Einblick in dieses spannende Thema gegeben. In Abstimmung mit dem Unternehmen möchte ich euch jetzt berichten, wie bei der MEZ-Marke Schachenmayr das neue Garn Peach Cotton entstanden ist: Von der Idee bis hin zum fertigen Wollknäuel im Wollgeschäft.

Die Ideenfindung

Zunächst muss erst einmal eine Idee zu einem neuen Garn geboren werden. Ein Garn, das in der Garn-Kollektion von Schachenmayr noch fehlt. Dazu wird nach Trends Ausschau gehalten. Was ist derzeit bei den Strickern und Häklern angesagt? Welche Rückmeldungen sind aus dem Vertrieb und vom Social Media-Team gekommen? Verschiedene Plattformen, Magazine etc., die sogenannte Trendgeber in der Modebranche sind, werden nach den aktuellen Trends gesichtet. Hieraus werden Eigenschaften für das neue Garn sowie Farben festgelegt:

Von der Idee bis zum fertige Wollknäuel: Eigenschaften des Garnes werden festgelegt.
Von der Idee bis zum fertige Wollknäuel: Das Garn soll die Weichheit wie Pfirsichhaut und Velour haben. (Fotos: Pixabay)
  • Das Garn soll ein Sommer-Samt,
  • luftig & leicht sein.
  • Eine Weichheit wie Velour und Pfirschhaut haben,
  • Komfort & Sinnlichkeit ausstrahlen,
  • Gestrickt, wie eine zweite Haut wirken.

Garnhersteller müssen gefunden werden

Damit die Idee umgesetzt werden kann, muss ein Garnhersteller gefunden werden, der die Voraussetzungen optimal, zu einem angemessenen Preis umsetzen kann. Auf einer der größten Fachmessen für Textilfasern, der Pitti Filati in Florenz, präsentieren über 100 Aussteller die neuesten Produkte und Entwicklungen der Branche. Dort werden die Kollektionen gesichtet und Favoriten für das neue Garn ausgewählt oder aber Neuheiten bei den Lieferanten angefragt.

In den Folgewochen erhält Schachenmayr über 100 Garne von den Garnlieferanten.

Nun muss aussortiert werden. Was gefällt oder passt nicht mehr. Es werden Preise und Mindestmengen verglichen. Zudem werden Design-Storys überlegt. Nachdem Teststricks stattgefunden haben, treffen Mitarbeiter aus Marketing und Vertrieb eine finale Garnauswahl.

Das Garn erhält seinen finalen Schliff

Entspricht das Garn schon den idealen Vorstellungen?

Vielleicht sollte es mit einem Baumwollfaden weniger gearbeitet werden oder feiner oder dicker sein. Möglicherweise sollte auch die Materialzusammensetzung leicht verändert werden. Nach diesen veränderten Angaben produziert der Garnlieferant neue Garnmuster. Alles wird wieder getestet, bis letztendlich die optimale Qualität gefunden ist.

  • Das neu entwickelte Garn wird ein Gemisch aus 60 % Baumwolle und 40 % Polyacryl (high bulk) mit einer Lauflänge von 175 m/50 g haben.
Peach Cotton - So soll das Garn aussehen
Die Qualität steht fest. Peach Cotton – ein Gemisch aus 60 % Baumwolle und 40 % Polyacryl (high bulk) mit einer Lauflänge von 175 m/50 g (Foto: Schachenmayr)

Die Farbpalette wird entwickelt

Von der Idee zum fertigen Wollknäuel: Garne, Stoffstückchen und Panton-Farbkarten werden zur Farbentwicklung benötigt.
Von der Idee zum fertigen Wollknäuel: Garne, Stoffstückchen und Pantone-Farbkarten werden zur Farbentwicklung benötigt. (Foto: Schachenmayr)

Nachdem das Garn in seiner Qualität gefunden ist, müssen Farbtöne gefunden werden, in denen das Garn angeboten werden soll. Das ist auch nicht ganz so einfach, denn die Materialien von Mischgarnen nehmen Farben möglicherweise unterschiedlich an. So kann ein Garn mit einem Acrylanteil u. U. einen Mélangeeffekt erhalten, weil der Acrylanteil nicht auf die Farbe für die Baumwolle reagiert  Die Mitarbeiter müssen letztendlich auch die Designs im Blick haben, die aus den Garnen gestrickt werden sollen. Kleidungstücke für Frauen benötigen andere Farben als die für Männer oder gar Kinder. Sollen die Designs eher einen eleganten oder einen lässigen Charakter haben?

Anhand von Pantone-Farbstreifen, Stoffstückchen und Garnschnipseln werden Pasteltöne für das neue Garn Cotton Peach überlegt. Der Garnlieferant liefert Farbmuster mit sogenannten Labormuster-Karten an. Daraus werden 12 Farben ausgewählt.

Von der Idee zum fertigen Wollknäuel: Die Farbpalette für das neue Garn Peach Cotton mit sommerlichen Pastelltönen.(Foto: Schachenmayr)

Qualitätstest

Im eigenen Labor finden derweil Qualitätstest statt. Dabei werden Gewicht und Lauflänge geprüft. Es werden Maschenproben erstellt.

Bei Waschtests wird das Verhalten des gestrickten Stückes ausprobiert. Dazu werden die Teile mit unterschiedlichen Temperaturen und unterschiedlichen Waschmitteln per Hand und in der Waschmaschine gewaschen. Ein anschließendes Trocknen im Wäschetrockner gibt Aufschluss, ob sich das verstrickte Garn zur Trocknertrocknung eignet.

Bei der Qualitätsprüfung im Hause werden zudem die Angaben der Lieferanten z. B. zur Faserherkunft überprüft, denn MEZ legt bei seinen Garnen großen Wert auf Nachhaltigkeit. Das Unternehmen möchte Verantwortung zu den Ressourcen, die verwendet werden, in Bezug auf Mensch, Umwelt und Tier übernehmen. Eine transparente Lieferkette ist dabei unverzichtbar. Aus diesem Grunde werden mit den Garnlieferanten Qualitätsvereinbarungen getroffen, bei der Lieferanten sich u. a. verpflichten, die von MEZ festgelegten Leitlinien zum Tierschutz einzuhalten.

Die bei den Tests festgestellten Ergebnisse werden der Produktentwicklung mitgeteilt.

Von der Idee zum fertigen Wollknäuel: Das Garn steht jetzt fest.
Von der Idee zum fertigen Wollknäuel: Das Garn steht jetzt fest. (Foto: Schachenmayr)

Erste Garnbestellung

Dem Garnlieferanten werden die Labormuster-Karten mit den ausgewählten Farben bestätigt. Es folgen erste Bestellungen für die Farbmusterkarten und zum Stricken der Designmodelle.

Nach 2 Monaten werden die ersten Knäuel geliefert.

Designentwicklung

Kaum ein Stricker und Häkler verarbeitet ein Garn ohne zu wissen, wie sieht das Garn gestrickt oder gehäkelt aus. Was kann man daraus fertigen? Aus diesem Grund wird parallel mit der Designentwicklung begonnen, wenn die Qualität des Garnes feststeht.

Es wird eine Design-Story überlegt. Dazu ist zu klären, wozu passt das Garn? Sollen daraus Oberbekleidung oder Accessoires gefertigt werden. Für wen eignet sich das Garn, Männer, Frauen, Kinder?

Wichtig ist es auch, Modetrends zu berücksichtigen. Derzeit sind Rüschen angesagt.

Schachenmayr arbeitet mit freiberuflichen Strickdesignern zusammen. Sie erhalten ein Briefing mit Vorgaben zur angedachten Stilrichtung und zum Umfang der Designanzahl.

Die Designer reichen ihre Ideen mit Zeichnungen und Strickmustermodellen ein. Sobald die Designs ausgesucht sind, werden von den Designern erste Strickanleitungen geschrieben und an die Stricker weitergegeben, die die Modelle für das Fotoshooting anfertigen.

Von der Idee zum fertigen Wollknäuel: Aus den Ideen der Strickdesigner werden Modelle ausgewählt.
Von der Idee zum fertigen Wollknäuel: Aus den Ideen der Strickdesigner werden Modelle ausgewählt.(Foto: Schachenmayr)

Zu guter Letzt folgt noch das Fotoshooting.

Von der Idee zum fertigen Wollknäuel: Hättet ihr gedacht, dass es so aufwendig ist?

Achteinhalb Monate hat die Produktentwicklung gedauert, bis Schachenmayr von der Ideenfindung letztendlich die Modelle zum Garn Peach Cotton fotografieren konnte. Das pfirsichweiche Garn in den zarten Sommerfarben kommt bald in die Wollgeschäfte und wartet auf unsere Strick- und Häkelnadeln. Mit dem Wissen um die umfangreiche Produktentwicklung sehe ich Wolle jetzt noch einmal mit einem ganz anderen Blick.

Ich danke der Firma MEZ, dass Sie uns diesen interessanten Einblick in die Produktentwicklung gegeben hat.

MerkenMerken

MerkenMerken

MerkenMerken

MerkenMerken

MerkenMerken

MerkenMerken

Barbara

Kommt aus Köln. Tüftelt täglich an neuen Ideen & Anleitungen. Besucht gerne Handarbeitsmessen und knüpft immer zufällig neue Kontakte. Sie ist die erfahrenste Strickerin unter den Autoren. Alle Artikel von Barbara ansehen.

Post navigation

Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Mein Sockenmoment N°4 – Barbara im Interview bei Schachenmayr

Anleitung: Toe Up Socken (Sockenwunder & Regia Pairfect)

Anleitung: Häkelbeutel im Ethno-Look häkeln

Außergewöhnliche Strickanleitung: Kragen Loop stricken