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Mittwoch, 14. Dezember 2011

Pascuali Teststrick Dezember 2011 / Muskgora - gibt es weicheres?

Ja, ihr Lieben!
Ganz richtig! Ich bin unter die Teststrickerinnen gegangen. Da mir das Vorstellen von Woll-Produzenten, die ganz ohne Tierquälerei und die Verwendung von einer Überdosis an Pestiziden auskommen, eine Herzensangelegenheit ist, bin ich durch die liebe Frau Wollwelt auf die Firma Pascuali gekommen. Seitdem ist es um mich geschehen, und mir war klar: ich werde Teststrickerin!

Ein kurzer Mailwechsel mit dem Herrn Paul Pascuali, und schon hielt ich das erste Garn in den Händen.



Und nun kommt der Knaller schlechthin! Es war nicht irgend ein Garn, welches er mit geliefert hat - davon abgesehen, so etwas gibt es bei Pascuali eh nicht - nein, der Gute schickte gleich zwei seiner kostbarsten Schätze auf die Reise, den sogenannten Rolls-Royce unter seinen Garnen. Es gehört zur absoluten Oberliga in der Wollherstellung und wird eigentlich nur noch vom Vikunja  überboten ---> das Muskgora

Ihr müsst wissen, dass die wärmsten Garne der Welt von Tieren stammen, die in arktischen und/oder sehr kalten Gefilden zu Hause sind. Meist ist es das Unterhaar, welches am begehrtesten ist.
Das Muskgora setzt sich aus zwei verschiedenen Sorten zusammen: 50 % Angora und 50 % Qivuit.
Wie es sich mit dem Angora verhält, wissen die meisten Strickerinnen bereits. Wer sein Wissen darüber noch etwas erweitern möchte, findet einen sehr guten Testbericht auf dem Wollwelt-Blog.

Ich möchte hier jetzt ein kleines bisschen auf das Material vom Qivuit eingehen:

hierbei handelt es sich um die Unterwolle des arktischen Moschusochsen, welches nur 1 x im Jahr ausgekämmt wird und dementsprechend selten zur Verfügung steht. Wikipedia schreibt folgendes darüber:

Als Quiviut oder Qiviut [ˈqiviut] wird die Unterwolle des Moschusochsen bezeichnet. Sie wird von der Inuit-Kooperative „Oomingmak“ verarbeitet. Dort sind ca. 200 Personen mit der Verarbeitung beschäftigt. Die Wolle ist sehr hochwertig, und im Gegensatz zu Schafwolle schrumpft sie bei keiner Temperatur im Wasser ein. Die einzelne Faser hat einen Durchmesser von ca. 10–20 Mikrometer und gehört damit zu den feinsten Fasern, die ein Säugetier besitzt.

Die Wolle des Moschusochsen wird erst seit relativ kurzer Zeit genutzt. Im Jahre 1953 begann der Anthropologe John J. Teal Jr. mit der Erforschung der Wolle. Anders als Schafe können Moschusochsen nicht geschoren werden. Ihre warme Unterwolle kann nur ausgekämmt oder an Scheuerplätzen gesammelt werden. Das geht nur einmal im Jahr, ist sehr aufwändig, und auch ein ausgewachsener Ochse bringt nur etwa 2 bis 3 kg Quiviut... (Quelle: Wikipedia)

Aufgrund der feinen Beschaffenheit, welches an die Struktur von Wattebällchen erinnert, ist das Garn federleicht. Im Gegensatz zum reinen Angora fusselt es aber nur geringfügig. Die Angorafasern werden vom anderen Material gut festgehalten. Hin und wieder findet sich ein klitzekleiner "Wattebausch" während der Verarbeitung auf der Kleidung und auch mal ein Angora-Haar. Ganz selten ein Stück Stroh (ist eben ein Naturprodukt) aber auch das ist kaum der Rede wert. Gefärbt ist hier übrigens nichts. Das wäre auch eine Schande.

Bei einem Gewicht von 22 g und einer Lauflänge von 147 m ist das Muskgora sehr dünn und somit absolut Lace-tauglich. Ich würde für ein Tuch allerdings flachliegende, nicht allzu plastische Muster bevorzugen. Ist aber Geschmacksache.

Der Preis *hüstel* ist natürlich kein Schnäppchen. Pro 25 g bezahlst Du 39,99 Euro. Davon strickst du dir ein kurzes Paar Stulpen oder du holst dir ein zweites Knäuel hinzu und bekommst einen Halswärmer oder ein kleines Tuch. Trotzdem sollte man es sich zumindest einmal im Leben gegönnt haben. Es ist ein unvergleichlich schönes Strickerlebnis und das Tragegefühl einmalig. Kaum etwas auf der Haut zu spüren und dennoch nicht zu frieren kann einem bei weitem nicht jedes Garn bieten.

So, aber nun zu meinen Strickergebnissen. Nachdem ich dieses gnadenlos leichte und fluffig weiche Knäuel eine Stunde nur an meine Wange gehalten hatte, begann ich vorsichtig eine Stulpe im Ajourmuster anzuschlagen. Anstatt der angegebenen Nadelstärke von 3 griff ich allerdings zu meiner Standardgröße in 2,5 und war damit sehr zufrieden. Das ist absolut nicht bindend. Ich bin was das betrifft wirklich sehr eigen.


Der Clou ist jetzt: durch das bauschige Verhalten dieser Wolle reicht es aus, sich nach gängigen Sockengarnen zu orientieren, obgleich der Faden hier nur halb so dick ist. Bei diesen Hand-Stulpen kam ich auf insgesamt 50 Maschen. (Die Anleitung gibt es bei Drops.)
Das Garn ist so federleicht, dass ich manchmal das Gefühl hatte, nichts zwischen den Fingern zu haben und dass es sich fast von selbst strickte, ein sehr sinnliches Erlebnis, auf das man sich voll und ganz konzentrieren muss. Dummerweise verließ mich die Konzentration für einen Moment, so dass mir ein ganz hässlicher Strickfehler unterlaufen ist. Ich musste ribbeln!!! *kreisch*
Nun das Beruhigende: 1 x ribbeln und wieder neu anschlagen macht der Qualität nicht viel aus. Der Faden ist lediglich ein bisschen bauschiger und das Gestrickte wird etwas weiter. Das lässt sich durch ein Handbad aber wieder ausgleichen.
Sehr vorsichtig geworden, habe ich also ein neues Muster angeschlagen. Zudem habe ich beschlossen, den Faden nun doch doppelt zu legen, denn für mich selbst mag ich es durchaus ein bisschen rustikal. Die Nadelstärke habe ich trotzdem NICHT gewechselt. Aber den Leuten, die im Gegensatz zu mir normal stricken, würde ich bei doppelt gelegtem Faden 3,5 - 4 empfehlen. Damit sollte man prima zurecht kommen
Da ich ein einfaches Rippenmuster stricken wollte, habe ich 48 Maschen angeschlagen, 13 cm gerade hoch gestrickt und anschließend eine süße Rüschenkante als Abschluss gewählt.
Ich muss sagen: ich habe diesen Rückschritt zur Einfachheit nicht bereut! Ich persönlich finde das Muskgora schlicht verstrickt ganz besonders schön! Weniger ist hier mal wieder mehr!

So sahen die Stulpen kurz vor der Handwäsche aus:


Rein ins lauwarme Handbad (ein paar Kleckse Eiershampoo reichen):


Danach habe ich sie nass in ein Handtuch gewickelt, nach einigen Minuten in ein neues gewickelt und anschließend auf dem gleichen Tuch flach liegend eine Nacht trocknen lassen.


Das Ergebnis: ein feines Maschenbild bei einem Fliegengewicht von etwa 15 g! Keine Frage, dass sie trotz ihrer Leichtigkeit und Feinheit kuschelig warm sind und selbst kältesten Temperaturen strotzen. 
Ist eben ein echtes Deluxe-Garn!

Gerüche gibt es hier absolut keine. Weder nach Moschusöl noch nach Kaninchenpups;-)

Schade, dass im Netz kein Testfühlen möglich ist. Aber ich habe mir für meinen Erstlings-Bericht etwas für euch ausgedacht. Unter den Mädels und Jungs, die unter diesem Post kommentieren, verlose ich ein Set aus 3 Häkelrosen aus diesem tollen Kuschelgarn. Eine kleine Bedingung ist allerdings daran geknüpft:

besucht die Seite von Pascuali und teilt mir mit, was euch an ihr am meisten anspricht. Und natürlich bin ich meganeugierig, welches Garn (außer diesem hier) euer Lieblingsgarn ist.



Bis zum 29. Dezember könnt ihr euch eintragen. Dann entscheidet das Los.

Vielen Dank, Herr Pascuali, für dieses bestrickende Luxusgefühl, welches ich beim Teststricken erleben durfte und welches sich kaum in Worte kleiden lässt.
Bis zum nächsten Teststrick im Januar. Ich freue mich schon!

Kommentare:

Shushan hat gesagt…

Huhu!
Das hört sich ja wirklich wunderbar an, und aussehen tun sie auch sehr schön, die Stulpen!
Da habe ich mich doch gleich mal auf der Hompage der Herstellers umgesehen.
Sehr interessant finde ich die Baby-Kamelhaarwolle, die Farben finde ich richtig toll und ich habe sowas noch nie in der Hand gehabt. Würde ich gerne mal fühlen, die Wolle.
Danke für die Vorstellung, ein interessanter Anbieter!

Liebe Grüße,
Shushan

Marlies hat gesagt…

laut deiem ausführlichen bericht bin ich schon begsiert super hört sich das an . und die stulpen sehen herrlich schön aus weisch und kuschelig . danekschön für deinen bericht sehr hilfreich. ich hasse wolle die von mulesing kommt das ist so grausam da mag man nicht mehr stricken bei der vorstellung von wie und wo . herzlichst marlies

MAL SO * mal so hat gesagt…

Ich bin ja ganz hin und weg von so vielen bezaubernden und interessanten Garnen! Da juckt es mir in den Fingern, auch mal zu probieren... :o)
Für ein Lieblingsgarn aus der Pascuali-Kollektion kann ich mich gar nicht entscheiden. Mir gefällt das Baby-Alpaka Los Andes total gut, weil ich die Naturtöne besonders mag und Baby-Alpaka auch so herrlich kuschelig ist. Natürlich finde ich auch dein Test-Garn super. Ich liebe auch Cashmere, aber ich muss Wolle fühlen. Ich kann das nicht allein von Fotos und Beschreibungen entscheiden. Sollte ich mir eines aussuchen können, würde ich wohl das Baby-Alpaka aus den Anden wählen.
Ich freue mich für dich, dass du dort zur Teststrickerin ernannt wurdest und jetzt diese kostbaren Garne verarbeiten kannst. Super!
Liebe Grüße, Karina

Anonym hat gesagt…

Was für wunderschöne Wolle - da möchte man wirklich am liebsten gleich losstricken! Mir hat es die Baby-Alpakawolle angetan. Am liebsten in blau!

Viele Grüße und weiterhin Nadel ahoi!
Anja (gingerspice)

Brigitte hat gesagt…

Bin hin und weg. Was für ein tolles Garn und Dein Bericht - einfach super.
Habe mir gleich diese Seite von Herrn Pascuali abegspeichert und werd mal stöbern.
Natürlich ist das das ein stolzer Preis, aber wenn Du für beide Stulpen nur 15g gebraucht hast, dann geht es eigentlich.
Da hast Du uns den Mund wässrig gemacht. Ich hoffe als Lohn für das Teststricken kannst Du das auch behalten?

LG
Brigitte

Marion hat gesagt…

Wow, die sehen auf dem Foto schon so fein flauschig aus.
Sehr edel!
Bei dem was Du schreibst, wird die Wolle ihren Preis wohl wert sein...obwohl mich die Summe schon abschreckt!

Liebe Grüße an Dich
Marion

Sabine hat gesagt…

Hab gehört, dass ein Paar Socken "Schweineteuer" sein sollen. Aber das sieht super klasse aus.
LG vom Schwesterherz

Mone hat gesagt…

Wunderschöne Stulpen,die Du da gemacht hast!
Würde die Wolle gerne fühlen,aber nach Deiner Erzählung her muß sie ja sehr weich sein.
Mir persönlich hat es aber eine andere Wolle angetan bei Pascuali... nämich die "Pearl Ecru", mit Meeresalgen....habe mir jetzt auch diese Wolle bestellt und bin echt schon gespannt.

LG Mone

kelli hat gesagt…

Hallo,

danke für den tollen, ausführlichen Bericht.

Der Preis ist nicht zu verachten
;-)

So ist dann eben kein "Alltags-Gestrick"

Ich finde folgende Garne interessant bzw.schön:

Shokay / Yak und
Qiviut / Moschusochse

und noch viele, viele andere
:-)))

LG
kelli

corazon hat gesagt…

Von den Stulpen bin ich ganz begeistert. Das sie nur 15 Gramm wiegen kann man sich kaum vorstellen.
Am besten an der Seite von Pascuali finde ich die Tierbilder zu den einzelnen Wollqualitäten. Das habe ich noch nicht sooft gesehen. Ich würde gern Baby-Alpaca in mittelgrau für mich ausprobieren.

Ich wünsche dir einen schönen 4. Advent.

LG Petra

Schnuffelwolle hat gesagt…

Ich habe inzwischen Garn von Pascuali verstrickt und ich kann nur schreiben, es ist wirklich ein einzigartiger Genuss. Bei mir wurde ein Baby-Alpaka Loop aus Los Andes fertig. Zusätzlich habe ich mir das Yak Lace ausgesucht und inzwischen durften auch noch 2 Stränge Baby-Kamelhaarwolle bei mir einziehen. Bei der letzten Lieferung waren Fäden von Yak Chunky, Caya und Bamyak dabei, die greifen sich alle wunderbar an.
Dein Testgarn würde mich selbstverständlich sehr interessieren.
LG Stephanie