Über respektlose Kommentare - Beitragsbild

Kommentar-Kultur: So vermeidest du Missklang beim Kommentieren auf Blogs

Kommentare sind für Blogger wertvolle Rückmeldungen zu ihren Beiträgen. In letzter Zeit werden vermehrt “Dienstleistungen” von Bloggern gefordert, bei denen das Anspruchsdenken im Vordergrund steht. Dabei bleibt der freundliche, respektvolle und wertschätzende Umgangston weitgehend auf der Strecke. Es ist Gott sei Dank nur ein kleiner Bruchteil der eingehenden Kommentare, doch für den Blogger ist das oftmals wenig motivierend.

Vor kurzem erhielt eine Bloggerkollegin folgenden Kommentar zu einem schicken Schal: Schal toll, genau mein Geschmack, will ihn nachstricken. Hätte gern eine genaue Anleitung, wieviel Gramm von welcher Farbe usw. Wieviel Maschen in welcher Farbfolge gestrickt werden. Vielen Dank schon mal….” Sehr fordernd, nicht wahr?

Auf der Seite der Bloggerin findet man viele kostenlose Anleitungen. Wer schon einmal eine Anleitung geschrieben hat, weiß wie viel Arbeit es ist. Neben dem Fotografieren, während und nach der Entstehung des Projektes, muss jeder Arbeitsschritt akribisch bis ins kleinste Detail aufgeschrieben werden, schließlich will sich vielleicht auch ein Anfänger an dieses Projekt wagen.

Kommentare in gutem Ton - Marit und Mark beim Projektfotografieren
Marit und Mark beim Fotografieren der Projektfotos zu einer Mütze

Viele Stunden dauert es, bis alles so ist, dass die Anleitung veröffentlicht werden kann.

Gerade bei diesem Schal hat die Bloggerin ihre guten Gründe, keine detaillierte Anleitung zu schreiben. Sie macht viele Angaben zum Garn und dem Strickmuster, damit ein einigermaßen versierter Stricker den Beitrag als Inspirationsquelle zum Stricken eines solchen Schals nutzen kann. Das wird zwar kein Eins-zu-Eins-Ergebnis; gerade dies kann doch der Reiz sein. Ich gebe zu Bedenken, dass es wahrscheinlich auch Menschen gibt, die keine Vorstellungsgabe haben, sondern nur nach Anleitung stricken können. Die Bloggerin ist die letzte, die nicht hilft, wenn jemand ihre Hilfe benötigt. Aber in diesem Ton? Zumal zwei Stunden später noch einmal ein Erinnerungskommentar kommt.

Es muss nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen sein und die Blogger erwarten nicht nur Emoijs mit Herzchenaugen als Kommentare, aber dennoch sollte ein Schreiber eines Kommentars sich vorstellen, dass die Empfänger dieser Nachrichten auch Menschen sind, denen man respektvoll und wertschätzend gegenübertreten sollte, vor allem wenn man selber etwas vom Gegenüber haben möchte.

Kommentare bei sockshype

Wir erhalten bei sockshype in der Regel freundliche, wertschätzende Kommentare.

Aber hin und wieder sind auch welche darunter, bei denen der Schreiber einen wenig empathievollen Ton getroffen hat. Vor nicht allzu langer Zeit gab es einen Kommentar zu einer meiner Sockenanleitungen:

“Es wäre von Vorteil wenn die Anleitung der Ferse noch einmal überarbeitet wird. Da sie reichlich unverständlich ist. wenn man sich genau daran hält wie beschrieben funktioniert sie nicht. was ist mit der 3. Nadel? Es wird nur die 4. Nadel beschrieben.”

 Kommentare guter Ton - Ferse zur sockenanleitungGrundsätzlich sind wir immer daran interessiert, dass unsere Anleitungen korrekt und verständlich sind. Stellt ein Leser einen Fehler fest, prüfen wir das und sollte es sich als berechtigt herausstellen, wird das unverzüglich geändert. Dafür sind wir auch sehr dankbar. Aber, in diesem Falle hatte die Kommentarschreiberin die Anleitung nicht komplett gelesen. Hätte sie es getan, wäre die Anleitung für sie “reichlich verständlich” gewesen. Ich hätte jetzt sagen können: „Tja, wer lesen kann, ist klar im Vorteil!“; nein, habe ich nicht. Ich habe ihr respektvoll geantwortet. Es gab sogar eine Anrede, einen netten Gruß zum Schluss und sogar noch einen kleinen Tipp.

Kommentare, so hätte man sie besser schreiben sollen

Das sind zwei Beispiele für nicht gelungene Kommentare. Ich gehe mal davon aus, dass die Schreiber das sicherlich nicht böse gemeint haben. Sie haben sich nur wenig diplomatisch ausgedrückt. Es wäre sicherlich besser angekommen, wenn die Schreiberin im ersten Fall geschrieben hätte:

Liebe S.., was für ein schicker Schal. Ich würde ihn total gerne nachstricken, aber ich bin leider nicht so kreativ. Wird es dazu irgendwann eine Anleitung geben? Wenn nicht, könntest du mir freundlicherweise sagen, wie viel Wolle du von welcher Farbe benötigt hast und wie du die Streifenfolge gestrickt hast? Vielen herzlichen Dank! Liebe Grüße

Letztendlich habe ich bei meinem Vorschlag nicht viel anderes gesagt, als die Kommentatorin. Folgendes habe ich geändert:

  • Ich verwende ganze Sätze.
  • Ich nutze den Konjunktiv – Ich will nicht, sondern würde oder möchte den Schal nachstricken und zwar total gerne. Dadurch nehme ich die Forderung heraus.
  • Bei der Bloggerin wecke ich den Helferinstinkt – weil ich mich als nicht perfekt darstelle.
  • Ich frage nach, ob die Bloggerin plant, eine Anleitung zu schreiben. Ich bin auch bereit, auf die Anleitung zu warten, denn
  • erst, wenn es keine Anleitung gibt, bitte ich um die notwendigen Angaben, damit ich den Schal stricken kann.
  • Mein Dank ist der Bloggerin gewiss.

Wenn ich anstelle der Sockenstrickerin gewesen wäre, hätte ich meinen Kommentar folgendermaßen abgeschickt:

Liebe Barbara, ich bin im Augenblick dabei, die Toe-up-Socken nachzustricken. Gerade hänge ich bei der Ferse. Du beschreibst nur die 4. Nadel. Ich weiß nicht, was ich mit den Maschen auf der 3. Nadel anfangen soll. Könntest du mir weiterhelfen. Vorab schon einmal vielen Dank! Es grüßt dich herzlich

  • Bei diesem Vorschlag falle ich nicht gleich mit der Türe ins Haus. Die Entscheidung, die Anleitung zu überarbeiten, überlasse ich dem Schreiber der Anleitung.
  • Ich beschreibe, wo meine Probleme liegen, kritisiere nicht die Anleitung (reichlich unverständlich).
  • Ich bitte die Bloggerin um Hilfe,
  • danke ihr und
  • grüße sie.

Folgende Tipps führen also zu Kommentaren ohne Missklang:

  • Falle nicht mit der Türe ins Haus; selbst, wenn du dich über etwas ärgerst – z. B.  über die Anleitung, die nicht funktioniert – bleibe sachlich.
  • Übe Kritik, konstruktiv, aber nicht vernichtend.
  • Führe sachlich auf, was dein Anliegen ist. Fordere das Anliegen nicht ein, sondern bitte höflich darum. Überlasse es dem Empfänger, zu entscheiden, wie er mit deinem Anliegen umgeht.
  • Greife den Empfänger nicht persönlich an.
  • Akzeptiere, wenn etwas nicht möglich ist.
  • Danke ihm auch schon im Voraus.
  • Gib eine Rückmeldung per Kommentar, wenn du mit seiner Hilfe weitergekommen bist.

sockshype-Fazit:

Mit viel Freude sind viele Blogger im Netz vertreten, schreiben Anleitungen und Beiträge zu interessanten Themen. Wir sitzen viele Stunden an unseren Strick-, Häkel- und Nähprojekten, suchen ständig nach Motiven, um unsere Projekte optimal zu fotografieren, bitten Verwandte, Freunde oder Kollegen, als Models für die Bilder zur Verfügung zu stehen, verbringen Stunden am Computer, um zu recherchieren und Anleitungen zu schreiben, fahren zu Messen oder Märkten, um uns zu informieren … und bekommen dafür in der Regel keinen Cent. Aber wir machen es gerne.Lampenschirm Strand

Eure lieben, freundlichen, aber auch konstruktiven Kommentare sind für uns Motivation.

Wir haben nichts gegen Fragen, Bitten oder Kritiken. Im Gegenteil Kommentare können unsere Beiträge sinnvoll ergänzen, wertvolle Informationen liefern oder zur Diskussion anregen. Wir möchten euch nur ans Herz legen, dass ihr vor dem Abschicken eurer Kommentare sie noch einmal durchlest und dabei euch dabei fragt, wie ihr den Kommentar aufnehmen würdet, wenn ihr an Stelle des Bloggers oder auch der vielen Leser im Netz wärt.

Ein freundlicher und respektvoller Umgangston sollte in der Bloggerszene selbstverständlich sein.

Gerne würden wir wissen, wie ihr dazu steht. Wir freuen uns auf eure Kommentare.

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Barbara

Kommt aus Köln. Tüftelt täglich an neuen Ideen & Anleitungen. Besucht gerne Handarbeitsmessen und knüpft immer zufällig neue Kontakte. Sie ist die erfahrenste Strickerin unter den Autoren. Alle Artikel von Barbara ansehen.

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8 Kommentare

  • Liebe Barbara,

    was für ein schöner Artikel, der mir selbst einfach nur aus der Seele spricht. Nur, weil man einen Kommentar im Internet abgibt, sollte man sich an alle Formen der schriftlichen Höflichkeit halten (dazu gehören für mich immer eine Anrede und am Ende ein Gruß).

    Auch mich erreichen oft “fordernde” oder auch mal “kritische” Kommentare, die mich frustrieren und auf die ich dann am liebsten in blödem Tonfall oder gar nicht antworten würde. Aber ich versuche dann immer, der “größere” Mensch zu sein und schreibe meist noch viel höflicher und verbindlicher zurück, als sonst ohnehin schon.

    Leider kann man nicht jedem Leser eine höfliche Schreibweise beibringen – aber mit einer guten “Antwort-Strategie” ist man immer auf der besseren Seite, wie Du es ja auch beschreibst.

    Ich freue mich, denn ich weiß, ich bin nicht allein mit dieser Einstellung. Auch bei mir überwiegen freundliche Kommentare und interessierte Nachfragen – hier helfe ich immer gerne weiter und freue mich über jeden, dem ich etwas beibringen kann. Ich bin also auch immer noch sehr positiv gestimmt, dass den meisten Lesern der freundliche Umgang genauso am Herzen liegt, wie uns. 🙂

    Wenn mal etwas an einer Anleitung nicht funktioniert, ist es sehr hilfreich, wenn man das von einem Leser gemeldet bekommt. Aber es kann auch immer noch sein, dass die Anleitung korrekt ist, nur beim Lesen Missverständnisse entstehen. Sprache und Worte funktionieren nicht für jeden gleich und es ist so extrem schwierig, ein Anleitung zu schreiben, in der sich jeder Mensch zurechtfindet!

    In diesem Sinne: Ein toller Artikel – ein Hoch auf höfliche Umgangsformen und ein bisschen mehr Respekt und Wärme im Netz. 🙂

    Es grüßt Dich aus dem schönen Regensburg
    Deine Lisi

    • Liebe Lisi,
      ich danke dir für deinen Kommentar und ich finde es wirklich interessant, wie sich die Erfahrungen im Bezug auf die Kommentare bei den Bloggern gleichen. In der Regel erreichen uns doch wirklich nette Kommentare und das sind die, die uns motivieren. Die zwei kleinen Worte “Danke schön” sind einfach eine wunderbare Belohnung für all die Mühe, die wir uns gemacht haben, ein tolles Projekt zu stricken, zu häkeln oder zu nähen; eine Anleitung dazu zu schreiben; aussagekräftige Fotos zu machen und und und. Nein, wir verlangen keinen Dank. Wenn dann aber trotzdem einer kommt, dann hüpft doch das Herz vor Freude, nicht wahr? Mir geht es jedenfalls so.

      Andererseits sind Kommentare halt auch wichtig, um Rückmeldung zum Beitrag, zur Anleitung zu erhalten. In einer meiner Anleitungen hatte ich Abkürzungen für bestimmte Maschen im Text erklärt, z. B. mit QM sollte aus dem Querfaden eine Masche heraus gestrickt, mit 2ZM sollten zwei Maschen rechts zusammengestrickt werden, usw. Die freundliche Rückfrage einer Leserin zeigte mir, dass ich besser an einem zentralen Punkt der Anleitung alle Abkürzungen erläutert hätte. Ich habe mich noch am gleichen Abend hingesetzt und die Anleitung entsprechend optimiert, dank dieses kurzen Kommentars. Wie du schon schreibst, eine Anleitung zu schreiben, so dass jeder gleich alles versteht, ist echt schwierig.

      Ich hoffe, dass wir mit dem Beitrag dazu beigetragen haben, zu erklären, warum die Kommentare für uns hilfreich sind, aber auch, dass der Ton die Musik macht. Jeder sollte sich nicht scheuen einen Kommentar abzugeben, aber er sollte sich bei der Formulierung seiner Worte stets vorstellen, dass der Leser des Kommentars auch ein Mensch mit Gefühlen ist. Ich kann dich nur zitieren: “Ein Hoch auf höfliche Umgangsformen und ein bisschen mehr Respekt und Wärme im Netz!”

      Danke dir noch einmal.

      Ganz liebe Grüße
      Barbara

  • Liebe Barbara,
    Du hast ja so recht. Es ist unglaublich wie sich manche Kommentatoren im Ton vergreifen und erwarten, dass man SOFORT antwortet und immer eine Lösung parat hat. Besonders unangenehm finde ich es, wenn solche Menschen aus dem gleichen Ort kommen 🙁
    Vielen Dank für diesen Blogpost
    Kerstin

    • Liebe Kerstin,

      ich danke dir für deine lieben Worte zu meinem Beitrag.

      Meist ist es ja die Anonymität, in der sich Menschen das Recht herausnehmen, im Ton abgleiten zu dürfen. Bei Menschen, die man persönlich kennt, die – wie bei dir – aus dem gleichen Ort kommen, ist das echt schwierig. Aber, wenn dir etwas an diesem Kontakt liegt, solltest du dann doch mal das Gespräch suchen, um dem Gegenüber klarzumachen, wie der Kommentar bei dir angekommen ist. In der Regel rudern die dann zurück. “Och, war ja nicht so gemeint”, “Du weißt schon, wie ich das gemeint habe.” ich glaube ja immer noch an das Gute im Menschen und hoffe, dass sie das mit den Floskeln nicht einfach abtun, sondern auch einmal darüber nachdenken.

      Dir einen schönen hyggeligen Sonntag.

      Viele herzliche Grüße
      Barbara

    • Liebe Bine,

      danke dir. Auch wenn die netten Kommentare überwiegen, so rufen die anderen doch jedes Mal ein Wechselspiel der Gefühle hervor. Deshalb ist es sicherlich nicht immer leicht, auf wenig einfühlsame Kommentare freundlich und respektvoll zu antworten. Doch wir sollten als Vorbilder vorangehen. Schön, dass du es so handhabst.

      Ein schönes Wochenende.

      Wollige Grüße
      Barbara

  • Hach das ist mir aus der Seele gesprochen. Bin zwar keine Bloggerin, aber schon für mich als User regt es manchmal mächtig auf was da so alles vom Stabel gelassen wird. Wenn es euch nicht gäbe, dann hätte ich eine Vielzahl von Dingen nicht gestrickt, gehäkelt oder sonst irgendwie hergestellt. Weil mir teilweise einfach die Ideen fehlten. Dank euch, hab ich stets etwas in Händen was fertig gestellt werden will. Es sollen doch alle Nutznießer froh sein das ihr so viel Zeit und Herzblut in eure Blogs legt. Wie sagt man so schön: “Der Ton macht die Musik”. Ich hoffe ihr laßt euch nicht entmutigen von einigen Wenigen die sich nicht zu bemehmen wissen und macht weiter zur Freude aller anderen.

    • Hallo Regina, ich danke dir für den superlieber Kommentar! Nein, wir lassen uns nicht von diesen wenig überlegten Kommentaren entmutigen, sondern finden unsere Bestätigung in solchen, wie dem deinen. Liebe Grüße Barbara

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